Die Arbeit „Raindrops II" dokumentiert Zeit und die Veränderungen in der Zeit. „Raindrops II" ist
einem dauernden Wandel unterworfen. Wie Regentropfen liegen orangerote rechteckige Acrylglasscheiben auf einer schmalen transparenten Kunststoffbahn, die auf dem Wasser der Berkelumflut schwimmt. Ihre Abstände
voneinander sind unregelmäßig, dem Zufall unterworfen. Die Trägerschicht erscheint fast unsichtbar, so dass die orangeroten Formen wie auf dem Wasser schweben. Die Farbe und die strenge geometrische Form der
Acrylglasscheiben stehen gegen die Formen der sie umgebenden Natur. Sie wirken sehr bewusst künstlich. „Raindrops II" erscheint als eine künstliche Setzung in die Natur. Doch die Arbeit reagiert auf ihre
Umgebung. In ihrer Abfolge markieren die Acrylscheiben eine künstliche Spur im Wasser. „Raindrops ll', zeichnet so ein kleines Stückchen des Verlaufes der Berkelumflut nach. Mehr noch, zugleich verdeutlicht die
Arbeit auch die Bewegung des Wassers. Die langsamen Wellen und die sanften Strömungen werden so zum Teil erst einmal richtig wahrgenommen. Die orangeroten Formen verstärken die natürlichen Bewegungen. „Raindrops
II" verändert sich selbst ja nach Licht- und Schattenfall.
Das helle Sonnenlicht spiegelt sich auf den Acrylglasscheiben, im dunklen Schattenwurf erscheinen sie nahezu
unsichtbar. Auch der Standort des Betrachters verändert den Eindruck. Die Installation erscheint als ein durchlaufendes Band, Formen wirken manchmal als einzelne Elemente. „Raindrops II" verliert mit der Zeit
alle Künstlichkeit. Die bewusst gewählte, nicht natürliche Farbigkeit der kleinen Acrylglasformen büßt mit der Zeit ihren Kontrast zur Farbigkeit der Natur ein. Schmutz, Blätter und andere Ablagerungen auf der
transparenten Trägerschicht lassen die Arbeit mehr und mehr zu einem Teil der sie umgebenden Natur werden.
Anita Lernet macht mit ihrer Arbeit Natur deutlich. Die Wandlungen der Zeit, die Veränderungen, denen alle
Natur unterliegt, werden mittels Kunst sichtbar gemacht. Zugleich wird Kunst ein Teil der sie umgebenden Natur. Anita Lernet setzt ein Zeichen in die atur, indem sie mittels Kunst Spuren markiert, um so auch für das
Wirken der Natur und der natürlichen Prozesse zu sensibilisieren.
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